ZACHÄUS-SINGEN in Zirl und das Zirler Kirchtagslied "Nur einmal noch in meinem Leben"

 

 

Das Zachäussingen – ein wohl einzigartiger Kirchtags-Brauch ist in Zirl (Tiroler Oberland) eine alte Tradition. Jeden dritten Sonntag im Oktober läuten dort um 4:30 Uhr 15 Minuten lang die Glocken, um 5:00 Uhr wird die "Zachäusmelodie" vom Kirchturm aus von einer Bläsergruppe angestimmt, dann wird die erste Strophe des Liedes gesungen. Der genaue Ursprung - und seit wann das Zachäussingen dort praktiziert wird, ist nicht bekannt. Früher wurde vor den Häusern der Dorfhonoratoren (Pfarrer, Bürgermeister, Lehrer) gesungen, heute am Turm, am Kirchplatz und am Dorfplatz. Der Gesang am Turm gilt der Kirche, am Kirchplatz dem Ort und am Dorfplatz der Heimat Tirol (damit soll der Bogen von der Religion zur weltlichen Praxis gespannt werden). Das Zachäuslied ist ein alter Bußgesang aus der Zeit um 1630 - dem Ende der Pestzeit. Das Lied ist in mehreren Versionen vom Text her erhalten, die Melodie ist nur aus Zirl bekannt. Wie das Lied nach Zirl kam oder ob es in Zirl entstand - ist nicht bekannt. In der Zirler Pfarrchronik gibt es den Hinweis, dass das Zachäuslied von Georg Kranebitter (Messner) im Jahr 1723 aufgeschrieben wurde.

Das Zirler Kirchtagslied - „Nur einmal noch in meinem Leben“ kam erst später dazu!  Aus einem Flössermuseum in Oberfranken erhielt ich die Nachricht, daß dort „Nur einmal noch in meinem Leben“ als „Tiroler Flösserlied“ gesungen wird - und ein Notenblatt habe ich gefunden (leider ohne Angabe des Komponisten) – dort trägt es den Titel „Tirolers Heimweh“. Das Zirler Zachäuslied hat übrigens mit dem eher bekannten - (Textanfang) „Zachäus war ein reicher Mann …. – Lied“ nichts zu tun. 2015 erfolgte die Aufnahme dieses alten Kirchtagsbrauches ins UNESCO-Kulturerbe!

Parlophon-Aufnahme von 1931 - Zonophone Record-Aufnahme von 1907